15 Taten in ganz Deutschland  
30.09.2021, 16:26 Uhr | t-online, dpa
Eine Bank nach der Sprengung eines Geldautomaten (Symbolbild): Die jetzt ermittelten Bandenmitglieder sollen für 15 solcher Taten verantwortlich sein. (Quelle: Matthias Balk/imago images)
Sie bestellten sich Geldautomaten in die Niederlande, um daran zu üben, gingen dann in Deutschland auf Beutetour. Jetzt hat die Polizei einer Bande von Automatensprengern das Handwerk gelegt.
Die Polizei hat nach anderthalb Jahren Ermittlungsarbeit eine Gruppe von Automatensprengern überführt. Behörden aus Deutschland und den Niederlanden konnten 23 mutmaßliche Täter identifizieren. Neun Beschuldigte sitzen in Untersuchungshaft, wie die Polizeidirektion Osnabrück am Donnerstag mitteilte. Die Polizei spricht von einem „empfindlichen Schlag gegen die Geldautomatensprenger-Szene“.
Bundesweit soll die Bande 15 Geldautomaten in die Luft gejagt und dabei allein Sachschäden in Millionenhöhe verursacht haben. Hinzu kommen Vermögensschäden in unklarer Höhe.

Festnahme in den Niederlanden: In Utrecht wurden am Dienstag drei Männer dingfest gemacht, darunter auch der mutmaßliche Kopf der Bande. (Quelle: Polizei Osnabrück)Festnahme in den Niederlanden: In Utrecht wurden am Dienstag drei Männer dingfest gemacht, darunter auch der mutmaßliche Kopf der Bande. (Quelle: Polizei Osnabrück)

Die Geldautomaten wurden laut Polizei allesamt im vergangenen Jahr gesprengt, betroffen waren Städte in sechs Bundesländern: Selfkant, Köln, Aachen, Düsseldorf, Herzogenrath, Wachtendonk, Geldern, Alpen (alle in Nordrhein-Westfalen), Itterbeck, Schüttorf (Niedersachsen), Zeitz (Sachsen-Anhalt), Elmshorn (Schleswig-Holstein), Nittenau (Bayern) und Plochingen (Baden-Württemberg), wo die Täter zweimal zuschlugen.
Am Dienstag wurden drei Tatverdächtige bei Durchsuchungen in den Niederlanden festgenommen. Sie sitzen im Nachbarland in Untersuchungshaft, sollen nun nach Deutschland ausgeliefert werden. Bei den Durchsuchungen wurden Datenträger, Handys und Tatwerkzeug gefunden. Außerdem eine Geldzählmaschine, ein mobiles Blaulicht sowie 3.500 Euro in bar. Wo der Rest der Beute abgeblieben ist, ist derzeit nicht bekannt.
Aufnahme einer Überwachungskamera: Einer der Täter macht sich vor der Sprengung mit einem Brechwerkzeug an einem Geldautomaten zu schaffen. (Quelle: Polizei Osnabrück)Aufnahme einer Überwachungskamera: Einer der Täter macht sich vor der Sprengung mit einem Brechwerkzeug an einem Geldautomaten zu schaffen. (Quelle: Polizei Osnabrück)

Die Ermittlungen der Osnabrücker Strafverfolgungsbehörde begannen im Februar 2020. Damals bestellte ein 29 Jahre alter mutmaßlicher Täter bei einer im Osnabrücker Raum ansässigen Firma Geldautomaten in die Niederlande – unter dem Vorwand der künstlerischen Nutzung.
In Wahrheit hatte er mit Komplizen ein regelrechtes Trainingszentrum in Utrecht eingerichtet. Darin testete die Bande an verschiedenen Geldausgabegeräten Sprengungen.
Laut Polizei ist die jetzt dingfest gemachte Gruppe allerdings nur für einen Bruchteil der Geldautomatensprengungen in Deutschland verantwortlich. Den Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr 414 Geldautomatensprengungen in Deutschland begangen – 19 Prozent mehr als noch 2019.

Bei der Durchsuchung am Dienstag sichergestellte Gegenstände: Unter anderem nahm die Polizei eine Geldzählmaschine, mehr als 20 Handys sowie Tatwerkzeug mit. (Quelle: Polizei Osnabrück)Bei der Durchsuchung am Dienstag sichergestellte Gegenstände: Unter anderem nahm die Polizei eine Geldzählmaschine, mehr als 20 Handys sowie Tatwerkzeug mit. (Quelle: Polizei Osnabrück)
Ein Großteil der Tatverdächtigen stamme aus den Niederlanden, hieß es. „Die Explosionen haben zum Teil eine solche Wucht, dass Leib und Leben von Anwohnern gefährdet werden. Die Täter werden immer skrupelloser“, sagte Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU).
Für den niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius (SPD) belegt der Fall, „dass der europäische Ermittlungsansatz mit vernetzten Behörden, einheitlichen Standards beim Austausch relevanter Informationen und der starken EU-Agentur Europol ein wichtiger Weg der Kriminalitätsbekämpfung ist“.
Der Minister betonte: „Ein Hauptgrund dafür, dass diese Taten vornehmlich in Deutschland von Tätern aus dem Ausland begangen werden, ist, dass die Geldautomaten in Deutschland im internationalen Vergleich schlechter geschützt sind. Hier Verbesserungen zu erreichen, wäre sehr lohnenswert.“ 

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