Klinsmanns 22-Seiten Protokoll, in dem er ohne Rücksicht auf Verluste mit seinem 10 Wochen Arbeitgeber in Berlin abgerechnet hat, fliegt diesem selbst nun gehörig um die Ohren. Da mittlerweile von Klinsmanns Seite die Echtheit dieses Dokuments bestätigt wurde, nachdem es öffentlichkeitswirksam in der Sport Bild veröffentlicht wurde, bringt es jetzt den Verfasser selbst unter Druck. Steht nun auch noch medial die Scheidung nach der Trennung von Hertha BSC Berlin an? Mit Blick auf Klinsmann Posten als TV-Experte scheint dies der Fall zu sein. Denn von dort heißt es nun, dass Klinsmann nach dieser öffentlichen, von ihm initiierten Schlammschlacht „schwer vermittelbar“ sei.

Was Klinsmann in dieser Angelegenheit zum Nachteil gereicht: Sein detailliertes Protokoll geht über ein verbales Nachtreten, wie man es nach anderen Trainer-Entlassung  bzw. -Kündigungen schon erlebt hat, weit hinaus. In seinem Rundumschlag rechnete der ehemalige Kurz-Zeit-Trainer der Hertha mit der Vereinsführung ab, machte dabei mitunter schwere Unterstellungen.

Besonders unrühmlich war jedoch, dass er sich dann auch noch die Freiheit nahm, sämtliche Spieler der Hertha im Stile einer plumpen Amazon Rezension zu bewerten. Besonders gerne evaluierte er die Spieler dabei bezüglich ihres „Mehrwerts“. Insbesondere mit Blick auf jene, die ihn in seinen Augen nicht haben. Dass die human-kapitalistischen Einschätzungen nun noch veröffentlicht wurden, wirkt gleichermaßen befremdlich wie taktlos.

Was ist eigentlich mit Klinsmanns Mehrwert?

Sieht nun so aus, als ob es vor allem der Mehrwert der Person Klinsmann selbst ist, wenn man diesen Jargon bemühen will, der derzeit heftig nach unten korrigiert wird. Zumindest wenn es nach den Sendeanstalten geht, die Fußball übertragen. Denn als TV-Experte wird man Klinsmann so schnell nicht mehr sehen.

Vor allem aber wirkt es sehr doppelzüngig, wenn solche Äußerungen gerade von Jürgen Klinsmann kommen. Vor allem auf diesem Wege. Schließlich standen sich Klinsmann und die Bild Zeitung schon vor Gericht gegenüber, da diese in den 80ern und 90ern damit Schlagzeilen machte, indem sie Klinsmann Homosexualität unterstellte. Dass nun möglicherweise Klinsmann selbst diesen Weg gewählt hat, um seinen Frust öffentlichkeitswirksam abzuarbeiten, hüllt ihn in kein gutes Licht.